Wenn du noch eine Mutter hast
Im April 1945 war der Krieg in unserer Region zu Ende. Der Horror vorbei. NSDAP-Kreisleiter Wilhelm Wohlgemuth flieht nach Johannesberg. In der Nacht zum Dienstag, 03. April, entschließt sich der „Festungskommandant“ von Aschaffenburg Major Emil Lamberth zur Kapitulation. Um 9 Uhr geht er mit 53 Mann in Gefangenschaft (Main-Echo vom 2./3.April 2015). In Haibach, Grünmorsbach und Dörrmorsbach marschierten die Amerikaner ein. Bürgermeister in Haibach war zu dieser Zeit Alois-Wenzel (1945-1951). Sechs Jahre Krieg, Jahre voller Entbehrungen, haben die Menschen nicht vergessen lassen, wie es zu besseren Zeiten war. Bedauerlicherweise habe ich in unserem Vereinsarchiv sehr wenige Berichte von Zeitzeugen gefunden. Sehr schade, denn die biologische Zeituhr tickt. Wer sich an diese Zeit noch erinnern kann, sollte es unbedingt unserem Vereinsarchiv berichten oder selbst niederschreiben. Es muss nicht mit Schreibmaschine geschrieben sein und auch nicht in Schönschrift, es sollte nur leserlich sein. Ein sehr bewegender Bericht stammt von Rektor Josef Beier. Den anderen fand ich in einer Taschenbuch-Ausgabe des Main-Echo- Verlages, Aschaffenburg, aus dem Jahre 2005. Er wurde in Gedichtform geschrieben von Alfred Staudt. Das Taschenbuch trägt den schönen Titel: „Erinnerungen an vergangene Tage, Senioren schreiben Geschichte(n)“. Leider gibt es auch kaum Haibacher Fotos aus dieser Zeit. Zwei Bilder habe ich gefunden, das eine befindet sich in der Haibacher Chronik von 1987, das andere im Bildband II „So war`s bei uns“ des Heimat- und Geschichtsvereines. Ganz klar, viele, die ihre Kamera über den Krieg retten konnten, waren nun gezwungen, sie zu verkaufen oder gegen Lebensmittel einzutauschen um sich und ihre Familien über die Runden zu bringen. Ein Fotoalbum von Karin Tenbergen geb. Elbert mit Programmen und Fotografien von Theateraufführungen der Jahre 1946 bis 1949 brachte mich auf den Einfall, diese zu veröffentlichen. Ebenso ein Album von Seppel Lenk, der auch als Motorrad-Rennfahrer bekannt war, nicht nur als Laiendarsteller. Die Theateraufführungen der örtlichen Vereine weisen auf ein durchaus intaktes Dorfleben hin. Auch oder gerade (?) in schwierigen Zeiten. Fotoalben, Ordner mit Aufzeichnungen und Video-Bänder, die jedoch spätere Zeiträume betreffen, erhielt unser Archiv von Friedel Aulbach zur Auswertung.
Nachfolgend eine Fotografie der Darsteller der ersten Aufführung. Vielleicht kennt der Eine oder Andere noch die abgebildeten Personen:
Die Aufführungen fanden alle im Hock`schen Saale statt. Hier eine Aufstellung:
1.) Siehe oben; 2.) Sportverein „Alemannia“ Haibach, Dezember 1946: „Schicksalswege“ und „Ein strammer Junge“; Weihnachten 1947: „Mag auch die Liebe weinen“; 3.) Spessartverein 1919 Haibach: „Der Bettel-Heini“, März 1947; „Golgatha“, 21. März 1948 bis Ostern 1948; 31. Oktober und 01.November 1948: „Die Spieluhr im Glockenturm“ und „Wie die Alten summen, so zwitschern die Jungen“, Weihnachten 1948; 4.) Gesangverein 1887 Haibach, Fastenzeit 1949: „Die schöne Postmeisterin“.
Lothar Röser
Heimat- und Geschichtsverein,
Haibach.Grünmorsbach.Dörrmorsbach