Alte Volksschuke Haibach und wie es dazu kam
Am 29. Oktober waren es genau 80 Jahre, dass die Volksschule im Ortszentrum ihrer Bestimmung übergeben wurde. Dies nahm der Heimat- und Geschichtsverein zum Anlass, in einem Bildervortrag die Geschichte des Schulhauses zusammenzufassen.
Der Neubau war eine Folge immer wieder steigender Schülerzahlen. Zuerst mussten die Kinder zum Schulbesuch nach Oberbessenbach bis die Gemeinde 1748 eine eigene Schule in einem Privathaus öffnete und Lehrer Johannes Monrial einstellte. 1807 wurde das erste Schulhaus in der Schollstraße gebaut und 1879 erweitert (abgerissen 1987). Dort blieben die Buben auch nach dem Bau der Mädchenschule 1899, in der heute das Rathaus untergebracht ist. 1931 musste sogar der Nebenraum einer Gastwirtschaft als Schulsaal angemietet werden. Immer wieder gab es Pläne für eine neue, große Schule, die allerdings wegen Geldmangel verworfen wurden.
Die Reichstagswahlen 1936 boten eine gute Gelegenheit, an staatliche Zuschüsse zu kommen: Schon um 10 Uhr gab der Wahlleiter die Zustimmung zur Einheitsliste mit 99,9 Prozent ab und war damit der erste im Gau Mainfranken und in ganz Deutschland. Als „Vorzeigegemeinde“ wurde Haibach daraufhin in allen Medien gefeiert und bekam als Dank einen Baukostenzuschuss von 80 Prozent. In nur einem Jahr Bauzeit entstand die damals modernste Schule in Unterfranken und wurde nach dem Gauleiter Otto Hellmuth benannt.
Das Schulhaus für über 400 Schüler und die sechs Lehrkräfte hatte eine Zentralheizung und im Keller öffentliche Dusch- und Wannenbäder. Zur Einweihungsfeier kam die damalige Polit-Prominenz vom Gau Mainfranken und nutzte das moderne Schulhaus zu Propagandazwecken. Während des Weltkrieges, ab Juni 1943, diente das Schulhaus als Teil-Lazarett, nachdem das Aschaffenburger Krankenhaus überbelegt war und als Schutz vor Luftangriffen. 160 Betten für verwundete Soldaten wurden aufgestellt. 1944 wurde nach einem Luftangriff auf Aschaffenburg die chirurgische Abteilung des Krankenhauses nach Haibach verlegt. Während der Karwoche 1945 reichte selbst das Schulhaus nicht mehr aus und man musste Verwundete in Gaststätten unterbringen. Nach einem Artillerievolltreffer wurden die Verwundeten in den Keller der Schule gebracht, mit Milchkannen wurde Wasser herbeigeschafft und operiert wurde im Schein eines Autoscheinwerfers an einer Autobatterie. Die Schüler waren in Gasthaussälen untergebracht.
Nach dem Krieg wurde der Schulbetrieb wieder aufgenommen und bis 1966 hier aufrechterhalten. Wegen erneuter Schulraumnot baute die Gemeinde das heutige Schulzentrum in der Ringwallstraße. Im nun „alten Schulhaus“ wurde die Kreisberufsfachschule untergebracht und Vereine bekamen einzelne Zimmer. Inzwischen ist eine Zweigstelle der Albert-Liebmann-Schule Mieter des Schulhauses und bietet hier Platz für Kinder mit dem Förderbedarf in den Entwicklungsbereichen Sprache, Emotionalität, Motorik, Kognition und Wahrnehmung. Auch die öffentliche Bücherei ist hier untergebracht. Im Keller sind Räume für die Rotkreuzbereitschaft und die Wasserwacht.
Die Zukunft des Schulhauses ist offen. Nach den Vorstellungen des Heimat- und Geschichtsverein soll jedoch das ortsbild-prägende Haus auf jeden Fall erhalten werden.