Die Brunnenstube
Erbaut wurde die Brunnenstube für das erste Aschaffenburger Schloss. Kardinal Albrecht von Brandenburg gab im Jahre 1525 als Kurfürst von Mainz den Auftrag, für sein in Aschaffenburg gelegenes Schloss eine Wasserleitung zu bauen.
Hierzu wurde eine auf der Gemarkung Haibach gelegene Quelle gefasst und das Quellwasser in ein Gebäude, die Brunnenstube, eingeleitet. Die Brunnenstube ist ein überbautes Absetzbecken, Sarg genannt, in dem sich schwere Teile im Wasser absetzen können. Nachdem das Wasser das Becken oder den Sarg passiert hatte, konnte es in Röhren (aus Stein gefertigte Hohlquader) über den Kühruhgraben in Richtung Aschaffenburg fließen und dort das Schloss mit frischem Trinkwasser versorgen. Unter Kurfürst Hans Schweickard wurde in den Jahren 1605 ‑ 1614 das neue Aschaffenburger Schloss erbaut. Im diesem Zusammenhang wurde auch die seit 1525 bestehende Hofwasserleitung erweitert und dazu die alte Quelle am Haibacher Berg neu umfasst und noch eine vor dem Büchelberg entspringende Quelle beigezogen. Insgesamt drei Brunnenstuben waren im Verlauf der erweiterten Hofwasserleitung zu finden.
Als im Jahre 1868/69 die Bahnlinie Aschaffenburg - Miltenberg gebaut und in Betrieb genommen wurde, mag die alte Wasserleitung bei der Festlegung der Höhenlage eine wesentliche Rolle gespielt haben. Über einen Zeitraum von mehr als 131 Jahren wurde die Hofwasserleitung unter einem eisernen Steg über die Bahnlinie geführt. Dieser Steg wurde erst im Jahre 2000 im Rahmen des Ringstraßenneubaues abgerissen. Durch die Rekonstruktion der Anlage kann dem Besucher vermittelt werden, in welcher Art und Weise sich das höfische Volk im 16. Jahrhundert mit dem lebenswichtigen Grundelement Trinkwasser versorgte. Ferner will das Objekt deutlich vorstellen, mit welchen Mechanismen die Trinkwasseraufbereitung (Absetzbecken) in diesem Zeitabschnitt erfolgte.
Im angrenzenden Ausstellungsraum sind original Holz- und Tonrohre sowie ein Absetzbecken der Schlosswasserleitung ausgestellt.
Bei der Rekonstruktion ließen die Planer unter der Leitung von Albin Blatt vom Haibacher Geschichtsverein die südwestliche Wandscheibe entfallen um durch diese Einblickmöglichkeit die Funktion wahrnehmen und nachvollziehen zu können sowie die "Faszination Quelle" zu erleben.
Von den Ruhebänken aus hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt in Richtung Schloss