Der Dreifaltigkeitssonntag
Der Dreifaltigkeitssonntag wurde in früherer Zeit viel strenger gehalten und gefeiert als heute, und wenn eine Familie da eine Ausnahme machte, konnte wohl folgendes geschehen:
Der alte Siebmacher Lorenz Zang wollte an einem Dreifaltigkeitssonntag Ameiseneier für seine »Vogelheck« (Vogelhege) holen. So ging er nachmittags zwischen drei und vier Uhr hinauf zum Gartenberg, wo er welche zu finden wusste. Er hatte schon zu sammeln begonnen, als plötzlich ein heftiger Sturm, begleitet von Blitz, Donner und heftigem Regen, einsetzte.
Schnell vergaß er sein Vorhaben und rannte völlig durchnässt in Richtung Schießmauern davon. Ein alter Bekannter hielt ihn auf und fragte ihn, was denn los wäre, am Himmel sei kein Wölkchen zu sehen, er aber sei ja ganz entstellt und nass bis auf die Haut.
Die beiden legten sich in die wärmende Sonne am Waldesrand, bis endlich der entgeisterte Lorenz wieder zu sich kam und die unheimliche Begebenheit erzählen konnte.
Und von dieser Zeit an wurde auch in der Familie des Lorenz Zang der Dreifaltigkeitssonntag auf das Strengste gehalten.