Der Schatzgräber auf dem Lufthof
Auf der Gemarkung von Winzenhohl, wo sie an die Gemarkung von Haibach und Straßbessenbach stößt, lag von alters her ein stattlicher Hof.
Der Wind hat dort überall freien Lauf und der Hof wurde deshalb der Lufthof genannt. Der Lufthöfer Bauer war ein fleißiger, frommer Mann. Darum war er auch gesegnet, es schlug ihm alles zu Glücken und er war sehr reich. Da fiel sein Herz ab von dem Herrn und hängte sich an den Mammon. So viel es auch war, was er auch besaß genügte ihm ihn nicht mehr und er strebte immer nach größeren Reichtümern.
Es ging damals die Rede, dass vor vielen Jahren aus dem Schmerlenbacher Kloster ein großer Schatz Gold und anderen Kostbarkeiten geraubt und in dem Keller des Lufthofes vergraben worden sei. Der Räuber, auch ein Besitzer des Lufthofes, sei gestorben, ehe er die vergrabenen Reichtümer habe benutzen können und darum liege der Schatz noch immer im Keller. Und wirklich hörte man in einer Kellerecke von Zeit zu Zeit unter Stöhnen und Seufzen das ungenossene Geld zählen.
Der Lufthöfer Bauer bekam eine große Begierde nach dem Schatze. Tag und Nacht dachte er daran, was es für ein Glück für ihn wäre, wenn er das viele Geld und Gut bekäme. Seine Habsucht wuchs mit jeder Stunde und endlich konnte er nicht mehr widerstehen und er grub in einer Nacht in der heiligen Adventszeit in der Kellerecke nach, wo sich das Geldzählen hören ließ. Lange war seine Mühe vergebens. Der Schweiß rann ihm in Strömen von der Stirn und die Anstrengung trieb ihm das Blut in die Augen. Er ließ aber nicht nach und endlich stieß sein Spaten auf Metall und es kam eine eiserne Truhe zum Vorschein. Der Schatzgräber wollte sie fassen, das sprang ihm ein zottiges Untier entgegen, Schwefelgestank verpestete die Luft und der Bauer fiel besinnungslos zu Boden.
Als er nach geraumer Zeit wieder zu sich kam, lag er auf der Kellertreppe und seine Arbeit in der Kellerecke war nicht mehr sichtbar. Gelähmt an allen Gliedern, verdrehten Hauptes und todmatt konnte er sich nicht mehr erheben. Auf sein Jammern kam sein Gesinde herbei und brachte ihn auf sein Lager, wo er bald verschied.
Seine Leute ahnten, was vorgegangen war und es mochte niemand mehr auf dem Hof bleiben. Kinder hatte der Hofbauer nicht und so verfiel der Hof.
Nach vielen Jahren, als niemand des Vorfalls mehr gedachte, bauten die Schmerlenbacher Nonnen wieder einen Hof an die Stelle. Die neuen Besitzer fühlten sich dort aber nicht behaglich und der letzte baute vor etwa 80 Jahren die Gebäude ab und versetzte sie nach Winzenhohl. Der Lufthof findet sich nur noch auf älteren Landkarten, wo er gestanden hat, bläst nur der Wind über die Felder.